Forstwirtschaft
icon.crdate28.04.2022
Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft
Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft
Nachhaltigkeit – kaum ein anderer Begriff beschäftigt die heutige Gesellschaft derart. Wir sollen nachhaltig einkaufen, reisen, essen, … Was genau versteht man unter nachhaltig? Als Synonyme könnte man stetig, beständig, dauerhaft, immerwährend oder kontinuierlich anführen. Doch versteht man unter Nachhaltigkeit nicht den steten, kontinuierlichen Konsum, sondern – ganz im Gegenteil – die dauerhafte Zufriedenstellung von Bedürfnissen. „Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung“ (Wikipedia), bei dem nachwachsende, regenerative Ressourcen verwendet werden. Es ist ein Prinzip, das auf Langfristigkeit beruht und somit Ressourcen schont.
Nachhaltigkeit ist auch ein Begriff aus der Forstwirtschaft – und wie man bei näherer Betrachtung feststellen wird, kein neuer. Schon sehr früh lernten die Menschen, der Natur nur so viel zu entnehmen, dass ein Nachwachsen und Fortbestand für das kommende Jahr, für die Zukunft gewährleistet ist. Die ersten Ackerbauern mussten nachhaltig handeln, einen Teil der Ernte als Saatgut für das nächste Jahr beiseitelegen.
Im Mittelalter spielte Holz eine wichtige Rolle. Der Rohstoff Holz kam überall zum Einsatz: bei der Fertigung von Fachwerkhäusern, Möbeln, Fässern, Arbeitsgeräten, Karren und Kutschen. Aber auch Waffen, Katapulte, Palisaden und Zugbrücken wurden aus Holz gefertigt. Für die Schifffahrt wurden Unmengen von Holz verarbeitet und geheizt wurde vorwiegend mit Brennholz. Als dann noch der aufkommende Bergbau große Mengen an Grubenholz, Balken zur Sicherung der Stollen, benötigte, ist es leicht verständlich, dass der Rohstoff knapp und somit teuer wurde.
Aus dieser Not heraus entwickelten Forstleute in ganz Europa die Regeln zur pfleglichen Holznutzung weiter. Der sächsische Berg-Hauptmann Hans Carl von Carlowitz legte 1713 seine Überlegungen, wie man dem Holzmangel begegnen könnte, in seinem Werk "Syvicultura oeconomica" vor. Er forderte, „dass wir die ‚Oeconomie‘ (also die Bewirtschaftung) so einrichten, dass wir kein Mangel an Holz leiden.“ Der Anbau des Holzes sei so anzustellen, dass es eine "continuierliche, beständige und nachhaltige Nutzung gebe." Das Wort "nachhaltig" wurde zum ersten Mal in seiner heutigen Bedeutung benutzt. Durch die Zusammenführung des Adjektivs „nachhaltig“ und des Substantivs „Nutzung“ legte von Carlowitz den Grundstein für die epochale Begriffsbildung der Nachhaltigkeit.
Johann Heinrich Jung-Stilling definierte den nachhaltigen Abtrieb (Holznutzung) in seinem Lehrbuch aus dem Jahr 1792 dadurch, dass pro Jahr nicht mehr und nicht weniger Holz gehauen wird, als nachwächst, so dass auch für die Nachkommenschaft die Befriedigung ihrer Holzbedürfnisse sichergestellt werden kann. Wie groß ist aber der jährliche Zuwachs der Wälder? Georg Ludwig Hartig gab 1795 sein Lehrbuch mit dem Titel "Anweisung zur Taxation der Forste oder zur Bestimmung des Holzertrags der Wälder" heraus. Darin sind die Grundzüge der Forsteinrichtung dargelegt. Es geht um die Vermessung der Wälder und die Berechnung des Zuwachses, aufgrund dessen eine nachhaltige Nutzungsplanung erstellt werden kann.
Der Begriff Nachhaltigkeit führt längst ein Doppelleben. Im Bericht des Club of Rome über die "Grenzen des Wachstums" von 1972 taucht er zum ersten Mal in seiner modernen, erweiterten Bedeutung auf. Man erkannte eine einfache Wahrheit: Die Ressourcen der Erde sind begrenzt und es drohe ein Kollaps. Dieser sollte vermieden und die richtige Balance zwischen den einzelnen Entwicklungen gefunden werden. Die UN berief 1983 die "Weltkommission für Umwelt und Entwicklung" unter der Leitung von Gro Harlem Brundtland ein. Diese Kommission veröffentlichte 1987 eine moderne Definition von Nachhaltigkeit: "Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, welche die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation deckt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken."
Dies war Thema des Lehrplans der Klassen 10 und 11 des Salzach-Gymnasiums Maulbronn und Motor für die Aktion „Nachhaltigkeitstag“ der SMV (Schülermitverwaltung). Auf Initiative des Schülersprechers Marlon Frommer trafen sich die Klassen 10 und 11 der Schule und ihre Lehrer mit Forstrevierleiter Ulrich Klotz auf einer Aufforstungsfläche östlich der Deponie Hamberg, um die Setzlinge aus ihren Wuchshüllen zu befreien. Beim Pflanzen der Setzlinge wurden die Polyethylenhüllen zum Schutz vor Verbiss angebracht. Zudem machen die Wuchshüllen den Setzling „sichtbarer“, was bei der Freischneidearbeit von z.B. Rückegassen wichtig ist. Sie wirken zudem wie Mini-Gewächshäuser, was dem Wachstum des Baumes zugutekommt. Nun hatten die ca. 10 Jahre alten Bäume eine Höhe erreicht, die den Verbissschutz unnötig machten.
Nach einer kurzen Einführung durch Forstrevierleiter Klotz trotzten die Schülerinnen und Schüler dem regnerischen Wetter und schafften nach und nach die unnötig gewordenen Schutzhüllen heraus. Unterstützung hatte die Schülerschaft von den Jagdpächtern Barth und Kappus, die die Wuchshüllen auf ihren Anhängern sammelten und auf der Deponie entsorgten.
Die moderne Forstwirtschaft steht vor großen Herausforderungen, doch noch immer handelt sie nach dem Prinzip, unserer Gesellschaft und nachfolgenden Generationen nachhaltig Holz bereitzustellen und dies in größtmöglicher Menge zu bestmöglicher Qualität. Dazu braucht es neben den typischen Brennholz-Gehölzen wie Hainbuche und Feldahorn auch wertvolle, gerade gewachsene Eichenstämme. Diese Tatsache rechtfertigt den Einsatz von Wuchshüllen oder Kulturzäunen, denn ohne diesen Schutz wäre ein nachhaltiges Aufforsten nicht möglich.
Unser Wald ist unsere grüne Lunge. Er ist ein wertvolles Biotop und bildet die Lebensgrundlage zahlreicher Arten – auch für uns Menschen.