Neuigkeiten: Stadt Maulbronn

Zwei ringende Männerkörper, der vordere bereits auf die Knie gedrückt, vor dunklem Hintergrund. Ein altertümlich anmutendes, finsteres Körpermonument im Morgengrauen. Es ist ein Meisterstück metaphysischen Existentialismus, mit dem der Maler Mathias Gálvez seine Fragen in den ungerührten Kosmos schleudert. Das harte, die Sehnsucht der Menschen nach Transzendenz brüskierende Licht, das von oben ins Bild fällt und uns zu Komplizen der Szene macht, folgt der inszenatorischen Praxis des großen Caravaggio (1571-1610). Über allem liegen Schatten und ein Gefühl der Beklemmung.

Thema des Bildes ist die vielschichtige biblische Jakobsgeschichte, von der es diverse Interpretationen und Deutungen gibt. Über Jahrhunderte hinweg haben sich Künstler Gedanken zum Sinnbild des Gotteskämpfers gemacht - in der Antike und im Mittelalter ausdrücklich mit seiner religiösen Deutung, im 19. Jahrhundert häufig als Symbol für den Künstler, der um Anerkennung ringt. Künstlern des Barock war besonders die Darstellung der bewegten kämpfenden Körper wichtig, um ihr malerisches Talent äquilibristisch unter Beweis zu stellen.

Im Kern der Story geht es um den Erzvater Jakob des Alten Testaments, der am Fluss Jabbok eine ganze Nacht lang bis zum Sonnenaufgang mit einem Unbekannten auf Leben und Tod kämpfen muss. Und Jakob gibt erst auf, als er von ihm gesegnet wird. Der Kampf mutet an wie ein Ritus. Und er bleibt rätselhaft. 

(Text: Christoph Tannert)

Besuchen Sie die Kunstsammlung Heinrich, Auf dem Schafhof 2. Geöffnet immer sonntags von 13.30 - 17.00 Uhr.
Monatliche Führungen mit dem Sammler Manfred Heinrich finden donnerstags statt, mit Kunsthistorikerin Dr. Elke Pastré sonntags.
Nähere Informationen auf www.kunstsammlung-heinrich.de