Klimagerechtigkeit – Arm gegen Reich
icon.crdate17.05.2023
Probleme und Konsequenzen unseres Konsumverhaltens
Vortragsveranstaltungen von und mit Sachbuchautor Frank Herrmann am 8. Mai 2023 in Maulbronn
Probleme und Konsequenzen unseres Konsumverhaltens
Seit 2019 trägt die Klosterstadt den Titel Fairtrade Town. Seit 2019 engagiert sich die Stadtverwaltung, den Gedanken des fairen Handel(n)s durch Aktionen und Beiträge im Mitteilungsblatt zu thematisieren.
Vor diesem Hintergrund konnte der Sachbuchautor und Journalist Frank Herrmann für zwei Vorträge zum Thema „Klimagerechigkeit – Arm gegen Reich“ gewonnen werden. Am vergangenen Montag, 8. Mai 2023 füllte sich die Stadthalle zum Ende des Vormittags. Rund 180 Schülerinnen und Schüler des Salzach-Gymnasiums und des Evang. Seminars nutzten die 5. und 6. Schulstunde gemeinsam mit ihren Lehrkräften, um sich die Ausführungen von Frank Herrmann zu einem Thema anzuhören, das derzeit alle bewegt: der Klimawandel, die Auswirkungen unseres Verhaltens und die Rolle des fairen Handels.
Am Montagabend war dann die Öffentlichkeit zu dem Thema in den Medienraum der Klosterinfo eingeladen. Hier fanden sich leider nur wenige, dafür aber sehr engagierte Zuhörerinnen und Zuhörer ein, so dass sich auch hier am Ende eine rege Diskussion entwickelte.
Frank Herrmann, der selbst 20 Jahre in Lateinamerika lebte, konnte vieles aus eigener Erfahrung berichten. Eine der wichtigsten Erfahrungen, die er in dieser Zeit machte, war die wirkliche Bedeutung von Armut. Im Zusammenleben mit Kleinbauern in einem indigenen Dorf in Guatemala wurde ihm bewusst, wie abhängig die Menschen dort von Witterungsbedingungen und einer guten Ernte sind. In den Ländern des globalen Südens gibt es für Kleinbauern keine Subventionen oder Ausgleichszahlungen bei schlechter Ernte. Der Ertrag einer oft nur kleinen landwirtschaftlichen Fläche muss ausreichen, um die Familie für ein Jahr zu ernähren – ganz ohne Sicherheitsnetz.
Dabei sind Kleinbauern für die Welternährung essentiell. Der Großteil dessen, was wir konsumieren wird von den rund 1,5 Mrd. Kleinbauern weltweit angebaut. Dabei stehen sie oftmals wehrlos großen Konzernen gegenüber, die die Preise diktieren. Nur rund 2 Mio. davon sind in knapp 2.000 Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen zusammengeschlossen. Diese garantieren faire Löhne und soziale Absicherung. Die Folgen des Klimawandels kann aber auch der Faire Handel nicht abfangen.
Diese sind vielerorts bereits spürbar. Extremwetter, Biodiversitätsverlust, Entwaldung und weitere Faktoren gefährden zunehmend die Lebensgrundlage vieler Menschen, vor allem im globalen Süden. Für den Klimawandel verantwortlich sind hauptsächlich die Industrienationen. Deutschland rangiert mit 88 Mrd. Tonnen CO2-Emissionen seit 1850 auf Platz 6. Beachtlich ist auch, dass das reichste ein Prozent das Klima doppelt so stark schädigt wie die ärmere Hälfte der Welt.
Laut Frank Herrmann gilt es nun, den Klimawandel abzufedern. Und dazu seien alle gefragt: Die Politik durch eine nachhaltige Subventionspolitik, „wahre“ Preise und langfristig nachprüfbare Zielsetzungen. Die Unternehmen durch Umdenken und Übernahme eigener Verantwortung. Es muss, so Frank Herrmann, jedem klar sein, dass durch Konsum – auch nachhaltigen – das Klima nicht gerettet werden kann und Wachstum immer zu Lasten anderer geht. Letztendlich ist jeder einzelne gefragt, nachhaltig zu agieren, weniger und bewusster zu konsumieren. Dass kleine Taten große Wirkungen haben können, belegte der Referent mit der Aussage, dass das einfache Abschalten von Stand-by-Geräten in ganz Deutschland die Energiemenge von zwei Kohlekraftwerken einsparen könnte. Es lohnt sich also, Gewohnheiten zu überdenken.
Wie Bürgermeister Felchle zu Beginn der beiden Vorträge ausführte, ist es Zeit zu handeln für unsere „Eine Welt“.